Business-Yoga: Ein Yogazweig trifft den Nerv der Zeit

YOGA AKTUELL: Ein Interview mit Ralf Waldkirch zu betrieblicher Gesundheitsvorsorge gegen Stress und Burnout.

Interview

YOGA AKTUELL: Sie bieten Business-Yoga an. Aus welchen Branchen kommen die Menschen zu Ihnen?

Ralf Waldkirch: Unser Business-Yoga ist auf den Schwerpunkt Stressabbau und dem Vermeiden von Burnout ausgerichtet.
So haben wir sehr viele Führungskräfte, Selbstständige und Freiberufler unter unseren Teilnehmern. U.a. aus der Industrie und Verwaltung, Unternehmer aus mittelständischen Betrieben, Vertriebsmitarbeiter, aus den Medien wie Zeitungen und Rundfunk, Anwälte und Lehrer. Außerdem haben wir viele Kursteilnehmer aus dem Gesundheitswesen wie Krankenschwestern, Ärzte und Klinikmitarbeiter aber auch viele Studenten.

 

YOGA AKTUELL: Reagieren Führungskräfte anders auf Yoga als Mitarbeiter einer Firma oder sind alle Menschen auf der Matte gleich?

Führungskräfte kommen meist erst später zum Business-Yoga, wenn die Stressbelastung schon weiter fortgeschritten ist und sie kommen in erster Linie wegen den Stressproblemen und zur Tiefenentspannung. Andere Teilnehmer kommen auch aufgrund großer Muskelverspannungen.
Während des Kurses genießen alle gleichermaßen die geistige und mentale Entspannung und die von uns praktizierten Übungen vor allem gegen die spezifischen Stressreaktionen des Körpers, vor allem im gesamten vegetativen Nervensystem.

 

YOGA AKTUELL: Wie bewusst ist den Menschen, die zu Ihnen kommen (oder in deren Firmen Sie gehen), dass Sie etwas gegen den Stress tun können?

Unser Yoga-Zentrum in Mannheim und unsere Ausrichtung auf die speziellen Stresskomponenten ist diesbezüglich im gesamten Umkreis von Mannheim bekannt. Wir haben auf unserer Homepage www.yoga-zeit.de und www.business-yoga-online.de über 300.000 Seitenzugriffe pro Jahr.

In den Unternehmen führen wir meist im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge zuerst einen Intensiv-Workshop zum Thema „Stressbewältigung und vermeiden von Burnout“ durch. Teilweise in Zusammenarbeit mit Klinikfachärzten aus der Behandlung von Burnout-Patienten.

Hierbei stellen wir vor allen die Zusammenhänge von den Stressursachen und der Stressreaktionen auf Körper und Geist dar. Was ist wirklicher Stress? Stressreaktionen waren in der Entwicklung der Menschen eine Überlebens­strategie des Körpers bei Gefahr und diesen auf das Wichtigste, nämlich die Flucht oder den Kampf bereit zu machen. Das heißt alle Energie des Körpers wird in die Muskulatur umgeleitet. Was ist diese Energie? Vor allem Sauerstoff und Glukose /Zucker wird über das Blut extrem verstärkt in die Muskelzellen transportiert. Das ist aber nicht das Problem. Um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, zieht der Körper, gesteuert über die Ausschüttung der Stresshormone, die Energie von in diesem Moment der Gefahr unwichtige Bereiche ab.

Was benötigt der Körper bei extremer Gefahr nicht? Wenn er vor einem Raubtier davon läuft, benötigt er z.B. keine Verdauung. D.h. die Durchblutung der Verdauungsorgane, Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse werden auf ein Minimum reduziert, so dass keine Verdauung mehr stattfindet, nur die Zellen zum Weiterleben noch versorgt werden. Genauso „unwichtig“ wäre dabei Sexualität, und so werden auch die Genitalorgane nur reduziert durchblutet - bei Frauen durch mehr Organmasse mit anderer Wirkung als beim Mann. Das Gehirn als größter Energieverbraucher wird ebenfalls nur reduziert durchblutet. Jeder kennt diesen Effekt z.B. aus der Schulzeit. Bei vielen Menschen entsteht eine Stresssituation in einer Prüfung. Der Körper möchte sich bereit machen für ein Flucht – nützt aber nichts – und das Blut wird verstärkt vom Gehirn abgezogen und … es fällt demjenigen nichts mehr ein. Nach der Prüfung wird das Gegenhormon ausgeschüttet und man hat die Antwort parat, ist fassungslos, wieso einem das in der Prüfung nicht eingefallen ist.

Aber es gibt noch viele weitere Stressreaktionen. Die Muskulatur wird in eine Grundspannung versetzt, um blitzschnell reagieren zu können. Um mehr Blut transportieren zu können, wird die „Herz-Pumpe“ angeworfen. Der Pulsschlag und der Blutdruck erhöht sich und die Atmung wird beschleunigt, um mehr Sauerstoff zu erhalten. Der Zuckerpegel (Glukose) als Muskelenergie wird angehoben und viele weitere Stressreaktionen werden ausgelöst.

Durch eine reduzierte Durchblutung werden in die betroffenen Bereiche auch weniger Abwehrzellen und weiße Blutkörperchen transportiert, so dass auch eine erhöhte Infektionsgefahr besteht.

In der Evolution war diese Reaktion überlebenswichtig und nach kurzer Zeit, wenn die Gefahr/Kampf vorüber war, wurde durch das Gegenhormon  alles wieder normalisiert.

Heute reagiert unser Körper noch genauso, nur mit dem besonderen Unterschied, dass Stress heute überwiegend im Beruf entsteht. Die Gründe dafür sind Termindruck, Meetings, Hunderte von Emails, die sofort beantwortet werden müssen, ständige Telefonate, Mitarbeiter­gespräche, wichtige eilige Ausarbeitungen ... und ... und ... und ... !!! 

Und man muss kein Mediziner sein um zu erkennen, dass wenn durch Dauerbelastung z.B. die Verdauungsorgane über Monate oder Jahre reduziert durchblutet werden, massive Probleme auftreten.

Aber noch viele weitere negative Auswirkungen können durch Dauerstress entstehen. Es kommt zu einem permanenten Aufbau von Anspannung, Verspannungen in Rücken und Schultern, Schlafstörungen, Nervosität, Müdigkeit, Überreaktionen, Verdauungsprobleme, Herz-Kreislaufprobleme, Depressionen, beginnende Konzentrations­schwierigkeiten, alles in kontinuierlichem Anstieg bis .... zum Kollabieren ?!  - mental und körperlich - genannt „Burnout“!

Wem jetzt diese Zusammenhänge deutlich werden, ist bereit, ab heute aktiv etwas dagegen zu unternehmen und möchte die speziellen Methoden aus unserem Business-Yoga kennenlernen und auch anwenden.

 

YOGA AKTUELL: Welche Übungen setzen Sie ein, um gezielt gegen die Stressreaktionen im vegetativen Nervensystem vorzugehen?

Wir arbeiten aus 2 Richtungen gegen die Stressreaktionen hin.

Zum einen nehmen wir Einfluss auf die Stresswahrnehmung, so dass weniger Stresshormone ausgeschüttet werden, die diese negativen Auswirkungen auslösen. Hier praktizieren wir ausgewählte Atemübungen, Entspannungsübungen, Geistreisen, Visualisierungen, mentale Merksätze und Meditation.

Zum anderen praktizieren wir speziell die Yogaübungen, die genau die oben beschriebenen Stressreaktionen vor allem im vegetativen Nervensystem neutralisieren und umkehren. Also die Übungen, die z.B. speziell die Verdauungsorgane und Genitalorgane verstärkt durchbluten, das Gehirn verstärkt durchbluten, den Blutdruck senken, das Hormondrüsensystem stabilisieren. Aber auch Übungen für das Lymphsystem und das Venensystem. Wichtig sind auch Konzentrationsübungen.

Selbstverständlich praktizieren wir auch die Asanas, die gegen Probleme, die durch das zu viele Sitzen ausgelöst werden und gegen die Verspannungen wirken.

 

YOGA AKTUELL: Wie lange dauert es, bis die Menschen ganz bewusst eine Veränderung durch Yoga wahrnehmen?

Die Teilnehmer sind bereits nach der ersten Lektion beeindruckt, welche Veränderung in so kurzer Zeit stattgefunden hat. Einzelne Teilnehmer kommentieren: „So entspannt haben wir uns nicht einmal in der dritten Urlaubswoche gefühlt“.

Eine anhaltende positive Veränderung tritt bei vielen nach ungefähr einem Vierteljahr ein, wenn ein Kurs regelmäßig einmal die Woche besucht wird.

 

YOGA AKTUELL: Welche Rolle spielt die Vermittlung von Anatomie und Wirkungsweisen der einzelnen Asanas bei Ihrem Unterricht in Unternehmen?

Wir sagen zu jeder einzelnen Übung die spezifischen Wirkungen an. Bei jedem Asana konzentrieren wir uns während der Stellung auf die Wirkungsbereiche, z.B. Magen, Darm, Wirbelsäule, Herz, Lunge, Nieren usw. Wir praktizieren normalerweise ein Asana 3 Runden und entspannen jeweils danach in Savasana und visualisieren dabei die Wirkungen dieser Übung.

Ein Teil der Wirkungen, vor allen für die inneren Organe, entsteht durch Druck und Entspannung.
Als Bespiel nehmen wir einmal Pavanamuktasana (für die Verdauung), Dhanurasana (Bogenstellung) oder Naukasana (Bootsstellung auf dem Bauch). Hierbei wird auf den Magen, den Darm und die Bauchspeicheldrüse ein intensiver Druck ausgeübt. Durch den Druck wird während der Übung die Durchblutung dieser Organe reduziert. Das ist zuerst einmal nicht gesund. Nach einer auf die jeweiligen Organe angepassten Dauer von beispielsweise 30 sec legen wir uns in Savasana. Wenn der Druck wieder weg ist, löst sich der gebildete Blutstau auf und bewirkt, dass genau dieser Bereich viel intensiver durchblutet wird als vorher. Dadurch werden das Organ und die einzelnen Zellen gut durchblutet, mit zusätzlichem Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und Zellabfallprodukte weggeschwemmt. Aus diesem Grund muss die nach jedem Asana anschließende Entspannung mindestens die gleiche Länge haben wie die vorausgegangene Druckphase, um diesem Effekt genügend Zeit zur Wirkung lassen. Würde man direkt eine Druckphase nach der anderen machen, würde man leider auch diese positiven Wirkungen weglassen. Das ist das Prinzip des tröpfelnden Gartenschlauchs. Wenn man diesen einige Sekunden zusammendrückt und dann wieder loslässt, tröpfelt er nicht wie vorher, sondern hat man einen intensiven Strahl. Und diesen Effekt möchten wir erzielen.

Hinzu kommt noch ein weiterer Effekt. Wir kennen ihn auch aus dem Autogenen Training. In der Phase der Visualisierung „Die Beine, die Arme werden warm“ passiert dies auch. Wir können die Hauttemperatur messen und die Arme werden warm. Was geschieht jetzt? Wir haben doch keinen „Ofen“ im Arm. Nein, durch diese Visualisierung öffnen sich die Ringmuskeln im Arm, die wir um die Blutgefäße haben und es strömt dadurch mehr Blut in den Arm. Das Blut hat 36 Grad und der Arm wird dadurch bei jedem Menschen messbar wärmer.

Wir kennen meistens nur den umgekehrten Effekt. Wir haben kalte Hände oder fühlen einen Schmerz im Arm und die Blutgefäße ziehen sich zusammen. Auch nur bei der Vorstellung, wir würden uns in den Finger schneiden, spüren wir direkt wie sich die Blutgefäße verengen und zusammenziehen. Ist auch gut so, denn falls wirklich eine Verletzung stattfindet, reduziert sich dadurch der Blutverlust.

Also was erkennen wir dadurch? Wir sind in der Lage nur durch unsere Vorstellungskraft den Blutfluss in unserem Körper umzulenken!!!

Zurück zu unserem Beispiel: Wenn wir uns also in der Entspannungsphase nach dem Asana zusätzlich auch die gute Durchblutung unseres Magens vorstellen, verstärken wir diese Wirkung.

Jetzt kumulieren sich diese zwei Effekte zur intensiveren Durchblutung der Organe durch Druck und Entspannung sowie der Visualisierungseffekt und wir haben eine überproportionale Wirkung durch diese Yogaprinzipien.

Aber es gibt auch noch viele weitere anatomisch begründete Regeln z.B. dass bei allen Übungen, bei denen wechselseitig im Bauchbereich Druck ausgeübt wird, wie bei der Mahamudra (Große Geste), aufgrund der Peristaltik des Dickdarms immer zuerst mit dem Druck auf der rechten Bauchseite begonnen wird, dann erst auf der linken Seiten. Ansonsten würde die Peristaltik rückwärts geführt, was gerade bei den stressbedingten Verdauungsstörungen noch größere Probleme bewirken würde.

Da die meisten Kursteilnehmer wegen speziellen Problemen kommen, sind vor allem auch gute Kenntnisse über eventuelle Einschränkungen notwendig. Viele Übungen habe z.B. eine anregende Wirkung auf die Schilddrüse (z.B. Jalandharabandhamudra) und darf auf keinen Fall bei Schilddrüsenüberfunktion praktiziert werden. Ebenso Einschränkungen bei Bluthochdruck, Augenüberdruck, Schleudertrauma, Bandscheibenvorfall, Nervenentzündung uvm.

In einer Ausbildung in 10 Tagen oder 4 Wochen zum Yogalehrer fehlen diese Kenntnisse.

 

YOGA AKTUELL: Nach welchen Kriterien stellen Sie das Yogaprogramm in Unternehmen zusammen?

Wir kombinieren aus den oben beschriebenen Gründen genau die Atemübungen, Asanas und Mudras, die die geforderten Wirkung gegen die negativen Stressreaktion am wirkungsvollsten erzielen. Zudem ergänzen wir die Lektionen mit Augenübungen wegen der Bildschirmarbeit und Übungen gegen die Probleme durch das viele Sitzen. Ganz im Vordergrund stehen Entspannungsübungen und Meditation gegen Stresswahrnehmung.

Schwerpunkte unserer Yogaübungen:

·         Entspannungstechniken

·         Übungen zum Stressabbau

·         Übungen für den Kreislauf und bessere Durchblutung

·         Blutdrucksenkende Yogaübungen

·         Übungen für die Wirbelsäule (gegen Probleme hervorgerufen durch langes Sitzen)

·         Übungen gegen Verspannungen in Schultern und Nacken

·         Übungen für eine bessere Durchblutung der Verdauungsorgane

·         Eine bessere Verdauung und Darmperistaltik

·         Durchblutungssteigernde Übungen der Unterleibsorgane

·         Lösen von Verspannungen und Verkrampfungen im Bauch- und Unterleibsbereich

·         Übungen zur Stabilisierung des Hormondrüsensystems

·         Übungen für eine gute Durchblutung des Gehirns und des Nervensystems

·         Atemübungen zur Tiefenentspannung

·         Motivationssteigerung

·         Mentale Einstimmungen gegen Stressempfindungen

·         Steigerung der Konzentrationsfähigkeit

·         Entspannungsübungen für die Augen

·         Tiefenentspannung für erholsameren Schlaf

·         Förderung der Intuition und Kreativität

·         Vermeidung des Burnout-Syndroms mit Hilfe Yoga und Tiefenentspannung

·         u.w.

 

YOGA AKTUELL: Welche Asanas sind besonders wirkungsvoll und warum?

Etliche Asanas haben mehrere der geforderten Wirkungen. Der Raum reicht hier nicht, um die umfangreichen Wirkungsweisen der vielen Asanas aufzuführen. In vielen Yogabüchern sind leider meist nur die Wirkungen auf die willkürliche Muskulatur genannt. Vieles von den Wirkungsweisen stehen in dem Yogalehrbuch „Yogamrita, die Essenz des Yoga“ von Yogi Dhiranandaji. Es ist auch das Ausbildungsbuch in unserer 2-jährigen Yogalehrer-Ausbildung, in der wir auch alle diese Wirkungsweisen und anatomischen Zusammenhänge zu den einzelnen Asanas ausführlich erarbeiten.

Eine Übung jedoch sollte besonders hervorgehoben werden: 

Die Kobrastellung (Bhujamgasana) praktizieren wir mit 3 Runden und dabei 3 Variationen. In ihr sind fast alle Wirkungen gegen die negativen Stressreaktionen beinhaltet.

Erste Runde:
In der ersten Runde richten wir uns nur mit der Rückenmuskulatur auf und halten die Stellung. Anschließend Savasana mit Visualisierung der Wirkungen.
Wirkungen: Das stärkt die Rückenmuskulatur, auch die zwischen den einzelnen Wirbeln und Rippen, stützt die Wirbelsäule und hilft gegen Rückenprobleme. Während der Stellung erzielen wir einen großen Druck im Oberbauchbereich und bewirkt in der Entspannungsphase eine gute Durchblutung der Leber und der Milz, was diese gesund erhält.

Zweite Runde:
In der zweiten Runde richten wir uns wieder mit der Rückenmuskulatur auf, halten die Spannung und nehmen noch etwas die Arme hinzu, gehen etwas höher, aber so, dass der Bauchnabel noch die Matte berührt. 50% halten wir uns mit der Rückenmuskulatur, 50% stützen wir uns mit den Armen und halten.
Wirkungen: Dadurch haben wir während der Stellung einen verstärkten Druck auf die Verdauungsorgane. In der anschließenden Entspannungsphase haben wir wie oben beschrieben eine intensivere Durchblutung unseres Magens und des Darms, was zu einer besseren Verdauung und Peristaltik führt. Auch die Bauchspeicheldrüse wird gut durchblutet. Wenn wir diese Übung regelmäßig praktizieren wird die Insulinproduktion stabilisiert, was hilfreich gegen die Zuckerkrankheit Diabetes sein kann.

Dritte Runde, die Vollkobra:
Wir nehmen zu Beginn die Beine weiter auseinander, spannen die Gesäßmuskulatur an, und drücken das Schambein nach vorne. Dann richten wir uns wieder nur mit Hilfe der Rückenmuskulatur auf bis zum höchstmöglichen Punkt und gehen dann mit den Armen in die Vollkobra. Anschließend Savasana mit Visualisierung der Wirkungen.
Wirkungen: Bei der Vollkobra erreichen wir eine hervorragende Rückwärtsbeugung der Wirbelsäule, was gegen Rückenbeschwerden sowie Beschwerden im Hals- und Nackenbereich hilfreich ist. Die Bandscheiben werden entlastet und die Rückenmarksnerven angeregt und gut durchblutet. Der Brustkorb wird geweitet, das Lungenvolumen nimmt zu und wir können viel mehr Sauerstoff als normal aufnehmen. Sie ist auch gut für die Luftröhre und die Bronchen. In dem geweiteten Brustkorb kann das Herz ohne Druck schlagen und die Herzkranzgefäße werden gut durchblutet. Bei regelmäßigem Praktizieren hat die Kobra häufig auch eine blutdrucksenkende Wirkung. Zudem wird die Thymusdrüse als Teil des Immunsystems, intensiver durchblutet, was unsere Abwehrkräfte stärkt. Nach dem gleichen Prinzip werden bei der Vollkobra jetzt auch die Unterleibsorgane, die Genitalorgane und Hormondrüsen besser durchblutet und gesund erhalten. Bei Frauen lösen sich Verkrampfungen im Unterleib, die Kobra ist häufig auch gut gegen Menstruationsschmerzen. Die Gebärmutter und Eierstöcke werden gut durchblutet und zudem eine korrekte Östrogenproduktion unterstützt. Sie ist auch sehr zu empfehlen in den Wechseljahren, der Menopause. Sie hat auch einen positiven Einfluss auf die Lymphdrüsen in den Leisten.

Die Kobra in angepasster Form hat gerade dadurch gegen viele der negativen Stressreaktionen im gesamten vegetativen Nervensystem gleichzeitig eine gegensteuernde Wirkung und ist sehr zu empfehlen.

Auch der Halbe Drehsitz (Ardha Matsyendrasana), die Mahamudra (Große Geste), Sarvangasana (Kerze) (Achtung mit Einschränkungen bei verschiedenen Indikationen) u.w. haben vielfältige positive Wirkungen im vegetativen Nervensystem.

Weitere Übungen sind auf unserer Homepage www.yoga-zeit.de bzw. in der Yogamrita beschrieben. 

 

Das Wichtigste aber sind für die ganzheitliche Betrachtung des Menschen, Einheit von Körper, Geist und Seele oder Bewusstsein (Atma), von größter Bedeutung.

Der Geist ist mächtiger als der Körper.

Nehmen wir ein Beispiel. Ein belasteter Mensch hat das konstante Gefühl, ständig eine große Last auf seinen Schultern zu haben. Automatisch zieht er die Schultern nach oben. Eine Muskelfaser kann nur wenige Minuten unter Anspannung stehen. Wie können dann die Schultern den ganzen Tag nach oben gezogen werden? – Das geht nur, indem sie sich versteifen und verkürzen. Wie effektiv kann es jetzt sein, diese verspannten Muskeln durch Dehnübungen zu lösen, wenn er weiterhin das Gefühl hat, zu viel Last auf seinen Schultern zu tragen? Wenn wir durch geistige Entspannungsübungen, Atemübungen und mentale Neuausrichtung aber erreichen, dass er  weniger das Gefühl einer  Last auf seinen Schultern hat, lösen sich die Muskelverspannung viel schneller als wochenlanges Ziehen und Zerren an den verspannten Hals- und Nackenmuskeln. Die effektive Kombination bringt dann die größte Erleichterung.

Hierzu die besondere Wirkung von etlichen Atemübungen:
Unser Atem hat einen direkten Einfluss auf unser Gehirn.

Wenn wir aufgeregt, wütend oder gestresst sind haben wir eine unregelmäßige, flachere und schnellere Atmung und gleichzeitig messbar eine hohe Gehirnfrequenz.

Wenn wir ganz entspannt sind, z.B. einen Sonnenaufgang an einem einsamen Strand genießen, haben wir eine viel gleichmäßigere, tiefere und langsamere Atmung und eine niedrige Gehirnfrequenz.

Diese Verbindung ist fest gekoppelt und kann nicht getrennt werden. Aber wenn es in die eine Richtung funktioniert muss es auch umgekehrt funktionieren. Das nutzt Yoga mit seinen Atemübungen. Wenn wir entsprechend so Atmen wie bei dem Sonnenaufgang an unserem einsamen Strand muss sich automatisch die Gehirnfrequenz anpassen und herabsenken auf die Frequenz tiefer innerer Entspannung. Bei vielen der von uns eingesetzten einfachen Atemübungen kommen wir von den sonst rund 15 Atemzügen pro Minute (unter Stress noch mehr) mühelos auf rund 3-4 Atemzüge pro Minute herunter. Und das Gehirn löst sich innerhalb von wenigen Minuten aus der belastenden hohen Stressfrequenz. Keine sportliche Betätigung bewirkt diese besondere Wirkung auf unser Gehirn, da bei sportlicher Betätigung immer die Atemfrequenz ansteigt und nicht so rapide sinkt.
Wie diese speziellen Atemübungen ganz einfach funktioniert, zeigen wir ausführlich in unseren Kursen.
So sind diese Atemübungen das wirkungsvollste Mittel gegen Stresswahrnehmungen.

Zufriedenheit, innere Ruhe und Stille, Gesundheit, Sich-Eins-Fühlen mit sich und der Umwelt sollte unsere wahre Existenz und Ziel sein.

 

YOGA AKTUELL: Es herrschen immer noch viele Vorurteile gegen Yoga. Wie können diese abgebaut werden, damit sie noch mehr in Betriebe etabliert werden?

Leider sehen viele nur das körperbetonte Yoga und sind erschrocken über manchmal extreme Körperstellungen. Wir arbeiten mit vielen Krankenkassenkassen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge, gerade mit unserer sanften, aber wirkungsorientierten Art des Yoga zusammen. Leider nennen einige Yogalehrer eine normale Yogastunde, mit hauptsächlich Dehn- und Stretchingübungen, nur weil sie in einem Unternehmen durchgeführt wird, „Business-Yoga“. Business-Yoga sollte viel mehr sein und mit den entscheidenden Inhalten auch ganzheitlich den spezifischen Stresskomponenten wirksam entgegensteuern.

Wir halten viele Vorträge und Workshops zu dem Thema Stressbewältigung und vermeiden von Burnout und stehen mit vielen Ärzten im Austausch. Wir sind integriert im Gesundheitsnetz Rhein-Neckar und ich habe sogar einen Dozenten Vertrag einer Klinik und führe Workshops für Ärzte und Krankenschwestern durch. Wir praktizieren konsequent diese Art von „Antistress-Yoga“ auf der Basis des klassischen Hatha-Yoga und springen nicht auf die diversen neuen Yogaformen. Wir würden sofort unser Image und die Anerkennung verlieren. Alle Yogalehrer in unserem Yogazentrum im Gesundheitszentrum Mannheim praktizieren die gleiche Yogatradition und sind teilweise gelernte Krankenschwester oder Arzthelferin etc.

Ich selbst habe das klassische traditionelle und wirkungsorientierte Yoga über insgesamt 6 Jahre gelernt und war 27 Jahre ein persönlicher Schüler des Yogi Paramapadma Dhiranandaji. Besonders wichtig war auch eine besondere Ausbildung in Anatomie und Physiologie, um die Wirkungsweisen mit den entsprechenden Asanas zu verbinden.

Unser Vorteil ist allerdings auch, dass ich persönlich aus dem Management komme, viele Geschäftsführer und Vorstände persönlich kenne. So sind unsere Aussagen auch glaubhaft, weil wir in den Vorträgen die gleiche Sprache sprechen. So hatte auch der Betriebsrat eines Dax-Unternehmens am Anfang Bedenken in Bezug, wo die Mitarbeiter denn hinkommen. Das hat sich dann ganz schnell gelegt und wir hatten zwischenzeitlich rund 400 Führungskräften aus diesem Unternehmen in unseren Workshops.

Da die Stressbelastung in unserem Wirtschaftsystem weiterhin rasant zunimmt, werden in Zukunft viele Yogalehrer benötigt, die durch die ganzheitliche Vorgehensweise Auswege aus den psychischen Belastungen zeigen.  Nur sollten keine Kompromisse gemacht werden und in den Betrieben, ich sage jetzt bewusst, ein reines „Gymnastik-Yoga“  praktiziert werden. Dann machen wir unsere großen Chancen wieder kaputt.

Wir können mit Business-Yoga etwas gegen das Burnout Syndrom beisteuern.

Das Burnout-Syndrom

Einteilung nach Dipl.-Psych. Wilfried Hundsdörfer
Ltd. Psychologe, Diakonie-Krankenhaus Mannheim


Stadium I (leichte Leistungsbeeinträchtigung)

  • Gereiztheit oder Rückzug
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit
  • unruhiger Schlaf, Albträume
  • allgemeine Nervosität (innere Unruhe, Zittern)

Stadium II (mittlere Leistungsbeeinträchtigung)

  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörung,
  • Deprimiertsein, Anhedonie, Versagensängste,
  • Entscheidungsschwäche, beginnender Rückzug,
  • Ein- und Durchschlafstörungen, Schmerzen,
  • übermäßiges Schwitzen, Infektanfälligkeit

Stadium III (schwere Leistungsbeeinträchtigung)

  • Selbstzweifel, Gefühl der Wertlosigkeit und des Versagens, 
  • generalisierte Angst („vor allem"),
  • Aufgabe von Interessen und Sozialkontakten,
  • Schlaflosigkeit,
  • Herz- und Kreislaufstörungen,
  • Panikgefühle, starke körperliche Beschwerden

Stadium IV (Leistungsunfähigkeit)

  • Resignation, tiefe Verzweiflung,
  • Schuldgefühle,
  • Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken
  • kompletter körperlicher und mentaler Zusammenbruch

 

YOGA AKTUELL: Wie alt sind die Menschen im Durchschnitt, die zu Ihnen in den Unterricht kommen?

Die Teilnehmer in den allgemeinen Yoga-Kursen sind meist zwischen zwanzig und sechzig. Im Business-Yoga zwischen 35 und 55 Jahren.

 

YOGA AKTUELL: Ist das Interesse an solchen Übungen größer, die zum Beispiel Schulter- und Nackenbeschwerden lindern oder wünschen sich die Teilnehmer in erster Linie Unterstützung, um besser mit dem mentalen Stress klarzukommen?

Die meisten Teilnehmen kommen wegen der stressbeseitigenden Wirkung. Da aber wie oben beschrieben der Dauerstress meist auch massive Verspannungen auslöst, ist häufig gerade die ausgewogene Kombination im Fokus.

 

YOGA AKTUELL: Wie oft sollten Menschen, die besonders von Stress betroffen sind, Yoga machen?

Wir empfehlen allen Teilnehmern regelmäßig mindestens einmal die Wochen den eigenen Computer, das Gehirn zu resetten.  Ergänzend sind dann bei Bedarf Zuhause einzelne gelernte und mit positiver Erfahrung verbundene Übungen zu praktizieren, z.B. bei Rückenverspannungen nach einem langen Arbeitstag die Katze oder bei Schlafproblemen eine beruhigende Atemübung.

 

Ich Ihnen danke für die Möglichkeit, dieses besondere Gebiet der betrieblichen Gesundheitsvorsorge durch „Business-Yoga“ darstellen zu dürfen. Es ist eine besondere Aufgabe, hier effektiv und ganzheitlich zu arbeiten und zu helfen. Ich wünsche allen, die hier wirken großes Verständnis und immer ein verantwortungsvolles Vorgehen, immer im Yoga/Atma-Bewusstsein, und viel Erfolg.

YOGA AKTUELL: Herzlichen Dank für das Interview.

 

 


 

INFOS

Ralf Waldkirch
(Yogacarya Premananda)

Diplom-Wirt.Ing.(FH), gepr. Yogalehrer, Jahrgang 1955, praktiziert seit seiner Jugend Meditation und Yoga. Während des Studiums intensive Beschäftigung mit Psychologie, Vorlesungen in Betriebspsychologie und Soziologie.

Kurse bei Dr. Hans Endres und Willi Keller zu Formen der Meditation, meditativen Vertrauens- übungen und Energieflusstechniken. Teilnahme an Kursen zur Geistheilung bei Keith Sherwood.

 Yoga-Ausbildung:

  • 1984 bis 2011 intensive Yogaausbildung durch den
    indischen Yogi Dhirananda S.K. Ghosh.
  • Seit 1985 durch Yogi Dhiranandaji autorisierter Leiter der Kriya-Yoga-Gruppe in Mannheim.
  • Organisiert seit mehr als 25 Jahren Kriya-Yoga-Seminare, an denen Interessierte aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich teilnehmen.
  • Fundierte und umfangreiche zweijährige Ausbildung zum gepr. Yoga-Lehrer für Klassischen Yoga bei dem indischen Yoga-Meister Dhiranandaji und Yogalehrer Jean-Pierre Wicht, YS anerkannt, Schweiz.
  • Zweijährige zusätzliche Ausbildung in Yoga-Therapie in der Schweiz.
  • Anderthalbjährige Yogalehrer-Intensivausbildung für praktizierende Yogalehrer und medizinische Grundlagen entsprechend den Richtlinien der Europäischen Yoga Union.
  • Zusatzausbildung in Anatomie, Pathologie und Physiologie an der "Akademie für Ganzheitsmedizin Heidelberg" (integriert in der Reha-Klinik Heidelberg-Königsstuhl. Ärztlicher Leiter der Akademie, Gert Dorschner, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Naturheilverfahren, Akupunktur, Ernährungsmedizin, Klassische Homöopathie.)
  • Zweijährige Ausbildung zum Ausbilder für Yogalehrer – Yogacarya -
  • Wurde durch Yogi Dhiranandaji autorisiert, selbst Yogalehrer auszubilden.
  • Paramapadma Dhiranandaji verlieh ihm den spirituellen Namen "Premananda" und den Titel "Yogacarya" als "autorisierter Yogalehrerausbilder".
  • Längere Indienreise mit täglicher Yogafortbildung und intensive Yoga-Praxis vor Ort.

Ralf Waldkirch ist von ca. 30 Krankenkassen als Yogalehrer anerkannt.

Erfahrung von mehr als 5.000 Std. als Yogakursleiter.

Führt Unternehmensworkshops zum Stessabbau und zur Vermeidung von Burnout durch.

Kursleiter für Business-Yoga Kurse im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge in Unternehmen.

Mitarbeit in Spezialworkshops gegen Stresserkrankungen und Burnout in Zusammenarbeit mit Klinikfachärzten, z.B. Wilfried Hundsdörfer vom Diakoniekrankenhaus Mannheim.

Dozentenvertrag für Spezialkurse zu Stressbewältigung und Burnout an einer Deutschen Klinik.

Antistress-Yoga: In speziell für Manager, Führungskräfte konzipierten Kursen gibt er diese Erfahrung weiter. Dazu werden Kombinationen aus Yoga-Übungen, Mentaltraining und Entspannungstechniken gelehrt, die zu Stressabbau, Vermeiden von Burnout, Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, Kreativität und Leistungssteigerung beitragen.

Seit 1984 die IHK Ausbildungsberechtigung und Ausbildereignung.

Mitglied im Prüfungsausschuß der IHK und im Fachausschuss des Kultusministeriums Baden-Württemberg zur Koordinierung der Abschlussprüfungen.

Entwickelte spezielle Firmenkurse. Business-Yoga fördern die Gesundheit, ein gedeihliches Miteinander im Unternehmen und tragen zur Motivationssteigerung bei.

Gibt Yoga und Mentaltraining für Sportler. Für Leistungssportler als direkte Vorbereitung zum erfolgreichen Wettkampf.

 

Gründete das Yoga-Zentrum im Sportpark Mannheim, Pfeifferswörth und das Business-Yoga Zentrum Rhein-Neckar im Bereich eines der größten und schönsten Gesundheitszentren Deutschlands.

Gründete das Yogalehrer Ausbildungs-Zentrum Mannheim und leitet die fundierte zweijährige Ausbildung zum "Klassischen Yogalehrer".

 Mitglied im Verband der
Deutschen Yogagesellschaft e.V.,
im Gesundheitsnetz Rhein-Neckar-Dreieck e.V.
und im Deutschen Netzwerk für betriebliche
Gesundheitsförderung (DNBGF).